Assistenzmodell

Ich musste erst einen Antrag auf Gelder stellen, der zunächst mal abgelehnt wurde. Daraufhin habe ich einen Anwalt beauftragt, und seitdem läuft das einigermaßen. Und nun bin ich Arbeitgeber mit allem, was dazu gehört. Ich habe jetzt eine viel bessere Handhabung als bei den Zivis. Wenn irgendwelche unbehebbaren Probleme auftauchen, habe ich die Möglichkeit abzumahnen bzw. zu kündigen. Unter Assistenz versteht sich die Unterstützung, welche der Assistenzgeber dem Assistenznehmer gibt, damit dieser seinen Alltag selbstbestimmt gestalten kann. Selbstbestimmung bedeutet in diesem Zusammenhang, dass der Assistenznehmer Arbeitgeber und der Assistenzgeber Arbeitnehmer ist. Warum nenne ich meinen Assistenten Assistenten? Ganz einfach, weil der Begriff Betreuung eine andere Bedeutung hat und hier nicht zutreffend ist. Früher gab es ein Entmündigungsgesetz, und das Wort Entmündigung hat man durch das Wort Betreuung ersetzt. Aber ich kann alles alleine regeln und selbst bestimmen, deshalb wäre dieses Wort hier nicht passend. Betreuer klingt so, als ob ich nicht meine eigenen Entscheidungen treffen könnte bzw. entmündigt wäre. Ich habe die besten Erfahrungen gemacht mit Mitarbeitern, die keine Ausbildung in der Pflege oder Behindertenarbeit hatten. OK, man kann nicht alle über einen Kamm scheren, aber in der Regel ist das so. Oftmals lässt sich ein ungelernter Mitarbeiter mehr auf neue Dinge ein. Ich als Behinderter muss wohl am besten wissen, wie das mit mir am besten zu handhaben ist. Bei mir habe ich in der letzten Zeit drastisch was verändert. Weil ich bei den männlichen Assistenten manchmal Schwierigkeiten hatte, habe ich mir überlegt, ich stelle einfach mal weibliche Assistentinnen ein. Das habe ich dann auch umgesetzt. Seit 1.7. 2004 habe ich eine weibliche Assistentin eingestellt. Mittlerweile sind insgesamt vier Assistentinnen bei mir beschäftigt und es hat sich herausgestellt, dass das Assistenzmodell mit Frauen besser läuft als mit Männern. Auf jeden Fall hab ich diese Erfahrung gemacht.

Mittlerweile haben wir 2014 und ich bin seit 14 Jahren Arbeitgeber. Ich möchte ein Resumé ziehen. Ich bereue den Schritt, den ich damals gegangen bin, überhaupt nicht. OK, ich habe viele Assistentinnen und Assistenten gehabt. Bei einigen hat es mir unheimlich leid getan, dass sie gegangen sind. Bei anderen hab ich mir gedacht, geh und komm nie wieder. Das ist eben der Nachteil als Arbeitgeber. Da muss man drüber stehen, auch wenn man sitzt. Ich kann jedem Behinderten, der in einer ähnlichen Lage ist, zu diesem Modell raten. Man muss allerdings Willensstärke mitbringen und sich nicht unterkriegen lassen. In diesem Sinne: Jedem Behinderten, der das Modell umsetzen möchte wie ich es gemacht habe, wünsche ich viel Glück. Stellenmarkt für selbstbestimmte Assistenz

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